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Familienforschung

Meine Ur-Ur-Urgroßmutter Clementine

Bisping (*18.11.1809 Alberloh, +16.04.1873 Münster)

Eine mütterliche Abstammungslinie lässt sich dank digitalisierter Kirchenbücher mit klarer Deutung zurück bis ins Jahr 1763 verfolgen. In Bösensell, einem heutigen Ortsteil von Senden, ehelicht am 22. November 1763 Joan Henrich Schulte Bösensell seine Frau Catharina Elisabeth Bitting, die gebürtig aus Warendorf stammt. Einige Jahre später, am 11. Juli 1771, kommt meine Ur-Ur-Ur-Urgroßmutter Angela Elisabeth Bösensell auf die Welt. Im Alter von 21 Jahren heiratet sie 1793 den Albersloher Großbauern Everhard Melchior Schulte Bisping, dem sie zwei Töchter gebärt. Diese werden allerdings am 24. Mai 1800 zu Halbwaisen, als Everhard Melchior im Alter von 40 Jahren verstirbt. Um den Bispinghof in Albersloh weiter führen zu können, verheiratet sie sich noch im selben Jahr mit Bernard Berning. Sie bekommen weitere acht Kinder, darunter am 18.11.1809 meine Ur-Ur-Urgroßmutter Clementine. Clementine wuchs auf dem elterlichen Gräftenhof der Schulte Bispings in Albersloh heran. Sie wird später von Eli Marcus, einem Freund ihres Sohnes August, in der Zeitschrift „Niedersachsen, Band 15“ als „kluge und tätige Frau, hochgewachsen, mit klaren, hellen Augen und scharfer niederdeutscher Nase“ beschrieben. Ihr Bruder ist Ludwig Theodor August Bisping (1811-1884), katholischer Theologe und Professor der Exegese. Am 15. November 1842 heiratet sie in der Kirche St. Liebfrauen Überwasser den fünf Jahre jüngeren Johann Bernard Schmiemann aus Gievenbeck. Sie haben zu dem Zeitpunkt bereits eine uneheliche Tochter Maria (1837-1924). Die Söhne Hubert (1843-1864) und Bernard (1848-1867) sterben früh im Jünglingsalter. Sohn August (1846-1927), mein Ur- Urgroßvater, wird als Bildhauer viele bekannte Werke schaffen, darunter das „Kiepenkerl-Denkmal“ in Münster. Gewohnt hat die Familie Schmiemann lange Jahre in der Königstraße 34 - in alten Aufzeichnungen Aegidiileihschaft Nr. 281 - in Münster, direkt gegenüber der Ludgerikirche.
Hof Schulte Bisping (ehemals aus Albersloh) im LWL Freilichtmuseum Detmold
Blick auf meinen Stammbaum Clementine Schulte Bisping (*1809 +1873) | August Schmiemann (*1846 +1927) | Johannes Aloysius Schmiemann (*1880 +1943) | Johannes Schmiemann (*1915 +1971) | Gerda Schmiemann (*1945) | Daniel Westphal (*1975)
Der Gräftenhof Schulte Bisping in Albersloh (Bauernschaft Alst) 9. Januar 1787. Das Haupthaus des Hofes Schulte-Bisping im Kirchspiel Albersloh steht in Flammen. Binnen kurzer Zeit brennt es vollständig nieder. Wie es zum Brand hatte kommen können, ließ sich später nicht mehr ermitteln. Die Brandgefahr, die etwa vom Herdfeuer und dem dort entstehenden Funkenflug ausging, war allgemein bekannt. Glücklicherweise war dieser Hof gegen Brand versichert. Nach dem Brandunglück vergingen nur fünf Monate, bis der Neubau am 15. Juni 1787 eingeweiht werden konnte. Die Planungen sahen vor, dass der Schulte sein neues Wohnhaus standesgemäß errichten wollte: "wenigstens 140 Fus lang und 50 Fus breits", nach heutigen Maßen etwa 42 x 15 Meter. Diese Größe war erwünscht, um mit den gleichrangigen Nachbarhöfen in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht mithalten zu können. Für einen Neubau dieses Ausmaßes benötigte man enorme Mengen Holz. Da dem Fürstbischof die Wälder gehörten, war eine besondere Erlaubnis erforderlich. Das Haupthaus wurde an der alten Stelle wieder errichtet. Das Gebäude- Ensemble war von der "Gräfte", einem Wehrgraben, umgeben. Für diesen Hoftyp bürgerte sich später der Name "Gräftenhof" ein.
(umgerechnet 133 Hektar) zum Hof. Dies war die Grundlage, die diesen stattlichen münsterländer Neubau ermöglichte. Der Namensteil „Bispinck“ (Biskoping = Mann des Bischofs) weist bereits darauf hin, dass der Hof dem Bischof abgabepflichtig war. Everhardts Tod machte ein Nachlassverzeichnis notwendig, was einen guten Einblick auf die damaligen Besitztümer zulässt. Hab und Gut wurden darin aufgelistet. Der wertvollste bewegliche Besitz war das Vieh: drei schwarze Pferde (18, 19 und 21 Reichsthaler = Rtl.), drei weitere Pferde und zwei „Füllen“ (mit 10 und 12 Rth.), zwei schwarze Kühe (je 10 Rth.), weitere Kühe, Rinder, ein Stier, Sein Sohn Everhard Melchior übernahm nach seinem Tod den Hof im Alter von 32 Jahren und heiratete ein Jahr später, am 09. Juli 1793, meine damals 21 Jahre alte Ur-Ur-Ur-Urgroßmutter Angela Elisabeth Schulte Bösensell. Mit 40 Jahren verstarb Everhard Melchior am 24. Mai 1800 und hinterließ den Hof, zwei minderjährige Töchter und seine Frau. Angela heiratete im Oktober des selben Jahres Bernard Berning (1771-1824), der als Schulte Bisping den Hof fortführte. Sie bekamen zusammen noch acht Kinder, darunter auch meine Ur-Ur-Urgroßmutter Clementine. Der Heimatverein Sendenhorst hat zur Siedlungsgeschichte in Albersloh die Nachkommen aller Erbenhöfe aufgelistet. Zum Hof Schulte Bisping werden nach dem Ableben meines Vorfahren Bernard Schulte Bisping u.a. folgende Nachkommen genannt: 1836 Carl Bernard, 1869 Bernard, 1913 Caspar Hubert, 1926 Hubert, 1940 Hermann, 1967 Udo Graute. Mit ihm endet die Liste. Der Hof findet anschließend seinen neuen Platz in Detmold. Fotos aus der Zeit um 1800 gibt es verständlicherweise nicht, denn die Fotografie wurde erst Jahre später erfunden. Aber dank des LWL sind die Umstände der damaligen Zeit erlebbar. Ein tolle Möglichkeit, sich auf Zeitreise ins alte Westfalen zu begeben.
Sterbeeintrag von Bernard Schulte Bisping, meinem Ur-Ur-Ur-Urgroßvater, im Kirchenbuch St. Ludger in Albersloh (1824)
Im Jahre 1967, also 180 Jahre nach dem Richtfest, wurde das historisch bedeutsame Gebäude in Albersloh abgebaut, um im Detmolder Freilichtmuseum Stein um Stein und Balken um Balken detailgetreu wieder aufgebaut zu werden. Der Hof ist zentraler Hauptpunkt des münsterländischen Museumsteils und besteht aus Haupthaus, Torhaus, Holzschuppen, Speicher, Backhaus, Garten, Bleichhütte, Scheune, Schweinehaus und Schafstall. Im rückwärtigen Bereich schließt sich ein großer Bauerngarten an, der mit typischen Nutzpflanzen um 1800 angelegt ist. Der Gräftenhof ist das größte Gebäude des Freilichtmuseums Detmolds. Schon bei meinen Recherchen zu den Bispings bin ich über die Google Suche auf den Gräftenhof und seine spannende Geschichte aufmerksam geworden. So war es klar, dass ich diesen bei Gelegenheit in Detmold besuchen werde. Im Mai 2022 war es soweit. Wir haben einen schönen Familienausflug in das LWL Freilichtmuseum unternommen und uns vor Ort angeschaut, wie meine Vorfahren vor rund 200 Jahren gelebt haben. Durch Gespräche mit zwei Gästeführern konnte ich einiges mehr erfahren. So ist der Hof so eingerichtet, als fände gleich die Taufe des 1806 geborenen Ludwig Ferdinand August Schulte Bisping, dem älteren Bruder von Clementine, statt. Auf einem Tisch im Saal stehen Taufutensilien. Porzellangeschirr und Schnapsgläser warten auf die Gäste. In der Wiege liegt das Taufkleid bereit. Zur Geschichte des Hofes und der Familie Schulte Bisping erhielt ich vor Ort viele weitere Informationen. Der Bauherr des „neuen“ Bispingshofes war Everhardt Henrich Schulte- Bispinck (1720 - 1792). Sein Name ist in der Torinschrift von 1787 zu lesen. Er gehörte zur bäuerlichen Oberschicht. Ein Blick auf seine Lebensgeschichte lässt die Umstände erkennen, in denen er aufgewachsen ist. Im frühen 19. Jahrhundert gehörten 532
1967 ist der Gräftenhof seit einigen Jahren unbewirtschaftet und sieht „heruntergekommen“ aus
Bildergalerie mit Aufnahmen aus Mai 2022. Zum Vergrößern einfach das Bild anklicken.
Der Gräftenhof im LWL Freilichtmuseum.
Szene „Morgen ist Taufe“. Der Saal im Jahre 1806.
Kaffeetafel im Tapetenzimmer.
Flettkücke mit Kaminfeuer. An der Decke hängen Würste und Schinken.
Tapetenzimmer mit Sofa und Schreibtisch.
Heute weist das Straßenschild auf die Bauernschaft Bisping in Albersloh hin.