www.daniel-westphal.de ist die private Webseite von Daniel Westphal, Am Habichtsbach 11, 48329 Havixbeck.

Familienforschung

Mein Ur-Ur-Urgroßvater Bernard Wessendorf,

Colon in Osthellen (*02.01.1802 +22.07.1871)

Das Münsterland ist seit jeher von der Landwirtschaft geprägt. Über 80% der Bevölkerung lebten vor 200 Jahren von Ackerbau und Viehzucht. Waren die Bauern im Mittelalter noch an Ihren Lehnsherren gebunden und mussten einen großen Teil Ihrer Erträge an ihn als Gegenleistung für Land und Schutz abgeben, so änderte sich dies durch Agrarreformen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts („Grundentlastung“ und „Bauernbefreiung“). Trotz dieser verbesserten Lage bleibt das Leben auf dem Land hart. Der Arbeitstag beginnt mit Sonnenaufgang und endet, wenn die Nacht hereinbricht. Der Rhythmus ist an die Jahreszeiten angepasst - danach richtet sich alles. „Ist der Mai kühl und nass, füllt´s den Bauern Scheun und Fass.“ So lautet eine der vielen Bauernregeln. Verhagelt das Wetter allerdings einem die Ernte, steht die Existenz der gesamten Familie auf dem Spiel. In unserer hochtechnisierten Zeit kaum vorstellbar, wie stark man damals von äußeren Einflüssen abhängig war. Der Hof meiner Vorfahren „Wessendorf“ liegt in Osthellen (ehemals Nr. 101), einer Bauernschaft in Billerbeck, unweit des Kloster Gerleve. Mein Großvater 7. Generation, Gerhard Henricus (1771-1846), hat nach alten Berichten am 08. November 1806 das Kolonat als Eigentum zurück erhalten und trägt fortan die Lasten, also die Pacht und Abgaben an die fürstliche Rentei. Das Kolonat ist 37,14 Hektar groß, sein Reinertrag wird auf 343 Thaler geschätzt. Der unten rechts gezeigte Textauszug zum Kolonat Wessendorf weist noch viele weitere Informationen aus. Blick über die Felder auf das Kloster Gerleve. Johann Bernard wird 1802 geboren und übernimmt nach dem Tod des Vaters 1846 vollständig den Hof. Auch seine Ehefrau Anna Catharina Deitert (1808-1887) stammt aus Osthellen (Nr. 99). Das Kolonat Deitert ist 35,84 Hektar groß und erwirtschaftet 294 Thaler Reinertrag. Ihre Eltern sind der Zeller Johann Henrich Möllerarnd gen. Deitert (1762-1844) und Gertrud Möllering (1774-1829). Beide stammen ebenfalls von Billerbecker Bauernhöfen. Eintrag der Heirat Möllerarnd gen. Deitert oo Möllering im Kirchenbuch von St. Johannis, Billerbeck. Der Hof Möllerarnd besteht heute noch und liegt etwas außerhalb von Billerbeck in der Bauernschaft Alstätte. Die Hofanlage Möllering in Billerbeck-Holthausen ist ebenfalls noch existent. Der gemeinsame Sohn Bernard Henrich Wessendorf (1847-1922) verlässt mit Volljährigkeit den elterlichen Hof und arbeitet als Zimmermann. Mit der Heirat von Anna Maria, Tochter des Webers Theodor Henricus Hidding (wohnhaft Nottuln Dorf 49, heute Hagenstraße 4), im Jahre 1878 verlagert sich der Lebensmittelpunkt in die Nachbargemeinde. Viele Jahre und noch eine Generation später wird 1919 in Nottuln meine Großmutter Gertrud Wessendorf geboren. Als Textilarbeiterin in der Strumpffabrik der Gebrüder Rhode lernt sie meinen Großvater Karl Westphal kennen. Nach der Heirat ziehen beide nach Bösensell und übernehmen dort den Eisenwaren- und Lebensmittel-Laden der Eltern. Die Arbeit als Landwirt erleben Sie - ebenso wie ich - selbst nicht, sondern kennen diese nur aus Erzählungen.
Familie Wessendorf um 1954
Blick auf meinen Stammbaum Johann Bernard Wessendorf (*1802 +1871) | Bernard Henrich Wessendorf (*1847 +1922) | Bernard Wilhelm Wessendorf (*1890 +1970) | Gertrud Wessendorf (*1919 +1991) | Heinz Westphal (*1945 +2019) | Daniel Westphal (*1975)
Von Schulten, Zellern und Köttern. Häufig auftauchende Begriffe der bäuerlichen Stände. Der Schulte bzw. Schulze war der Ortsvorsteher eines Dorfes und stand zwischen dem Landesherrn und den Bauern. Er musste, zusammen mit den Schöffen, für Recht und Frieden in der Dorfgemeinschaft sorgen. Er lebte auf dem Schulzenhof, der üblicherweise der größte Hof eines Dorfes war. Als Zeller oder Colon wird der Inhaber oder Aufsitzer einer landwirtschaftlichen Vollerwerbsstelle bezeichnet. Das altsächsische Wort „telen“ bedeutet "den Acker bauen", also ertragreich machen. Im 19. Jahrhundert war der Begriff zeitweilig vor und neben der Bezeichnung "colon" ein Modewort der Verwaltung des preußischen Gerichtswesens. Der Kötter ist ein Klein- oder Nebenerwerbsbauer. Als Kotten wird ein kleines Haus mit nur sehr wenig Land bezeichnet, das meist am Dorfrand angesiedelt ist und in aller Regel keine Scheune und kein Stallgebäude besitzt. Die Größe des zu bewirtschaftenden Lands reicht nicht aus, um allein von der Landwirtschaft leben zu können. Der Kötter musste zusätzlich als Tagelöhner bei seinem Verpächter arbeiten oder einem Handwerksberuf nachgehen.
Möllerings Hügel“ ist heute ein Begriff für viele Billerbecker. Auf der Anhöhe befindet sich unter einem großen Eichenbaum ein Kolping- Kreuz und eine Sitzbank für Pilger und Wanderer. Von hier oben genießt man einen herrlichen Blick auf den Billerbecker Dom.
Detailierte Informationen zum Kolonat Wessendorf.